Gewalt ist nie privat! Heute ist der internationale Tag gegen Gewalt an Frauen

Gewalt ist nie privat! Heute ist der internationale Tag gegen Gewalt an Frauen

16 Tage gegen Gewalt an Frauen –

Gewalt dominiert die Berichterstattung, von den Bombenanschlägen in Paris zu den blutigen Kriegen in Syrien und in vielen Orten, welche gar nicht erst in den Nachrichten Platz finden. Gewalt ist jedoch ein Drama, welches sich viel zu oft in unserer Nähe abspielt und die schwächsten Glieder unserer Gesellschaft trifft.

BERN – 25. November 2015 – Jede zweite Woche stirbt eine Frau in der Schweiz an den Folgen häuslicher Gewalt. Häusliche Gewalt ist weit verbreitet und kommt in allen sozialen Schichten vor. Fast 40 Prozent aller in der Schweiz erfassten Gewaltstraftaten passieren im Bereich häuslicher Gewalt. Das waren im letzten Jahr 15‘650 Gewaltstraftaten. Gemäss einer Opferbefragung in der Schweiz gelangt nur etwa ein Fünftel aller Fälle häuslicher Gewalt an die Polizei. Um das Tabu zu durchbrechen und häusliche Gewalt zu einem gesellschaftlichen Thema zu machen, leistet die Wanderausstellung «Willkommen zu Hause» einen wichtigen Beitrag.

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Häusliche Gewalt – Kampagnenstart in der Deutschschweiz

BERN – Jean-Michel WirtzWährend 16 Tagen soll häusliche Gewalt im Mittelpunkt stehen. Die Wanderausstellung «Willkommen zu Hause» ist ein Bestandteil der zahlreichen Veranstaltungen.

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Die Polizei muss seit einigen Jahren häufiger wegen häuslicher Gewalt in Wohnungen eingreifen. (Bild: Dominic Favre / Keystone)

Mit der internationalen Kampagne «16 Tage gegen Gewalt an Frauen» solle die Öffentlichkeit für das Thema sensibilisiert und sollten die entsprechenden Beratungsstellen bekannter gemacht werden, sagt Regula Brunner, Kommunikationsverantwortliche des Christlichen Friedensdienstes (CFD). Der Verein mit Sitz in Bern koordiniert seit 2008 die Kampagnenaktivitäten in der Deutschschweiz.

Die 16 Tage gegen Gewalt an Frauen finden jährlich zwischen dem 25. November, dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, und dem 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte, statt. «Die Verbindung zwischen diesen Daten soll deutlich machen, dass Frauenrechte Menschenrechte sind», erklärte Brunner anlässlich einer Medienkonferenz am Dienstag.

Ausstellung erstmals in Bern

In diesem Jahr werden sich in der Deutschschweiz und in Liechtenstein über 50 Organisationen mit 70 Veranstaltungen an der Kampagne beteiligen. Eine Expansion der Aktion durch den CFD in die Romandie und in das Tessin sei bisher aus Kapazitäts- und Ressourcengründen nicht möglich gewesen.

Ein Bestandteil des Kampagnenprogramms ist in diesem Jahr die Wanderausstellung «Willkommen zu Hause». Nach ihrer Premiere im Oktober 2013 in Luzern machte sie bereits halt in den Kantonen Zug, beiden Basel, Zürich, Thurgau und Solothurn. Zum ersten Mal ist sie nun im Kanton Bern zu Gast. Bis zum 4. Dezember wird sie in der Gewerblich-Industriellen Berufsschule Bern (GIBB) und vom 5. bis zum 11. Dezember im Berufsbildungszentrum IDM in Thun zu finden sein.

Die in einem Kreis angeordneten Elemente der Ausstellung zeigen die verschiedenen Zimmer einer Wohnung. Dort werden die unterschiedlichen Formen von Gewalt in Beziehungen und in der Familie thematisiert. Dazu gehören nicht nur Schläge und Drohungen, sondern auch das Verbot ausserhäuslicher Kontakte («soziale Gewalt») oder Beschlagnahmung des Lohns («ökonomische Gewalt»). Ebenfalls ermöglicht die Ausstellung Einblicke in die Erlebnisse betroffener Frauen und Kinder. So berichtet die 45-jährige Ursula von den Gewaltausbrüchen ihres Partners, ihrer Flucht in ein Frauenhaus und der Trennung von ihrem Partner. Hilfsangebote finden sich auf einer Stellwand in der Mitte des Ausstellungsraumes.

Jugendliche als Zielgruppe

Da sich die Ausstellung in einer Berufsschule befindet, sollen auch Jugendliche und junge Erwachsene angesprochen werden. Diese könnten bereits selbst oder in ihrem Umfeld häusliche Gewalt erfahren haben, sagt Hans-Jürg Käser, Berner Polizei- und Militärdirektor (fdp.). Sonja Morgenegg-Marti, Direktorin der GIBB, sieht für die Jugendlichen die Chance, «über Gewalt nachzudenken». Sie sollen ermutigt werden, eigene Grenzen zu setzen, aber auch davon abgehalten werden, später selbst die Rolle des Gewalttäters einzunehmen.

Neben der Ausstellung werden unter anderem ein Tanzflashmob und Podien in Zürich, Basel und Aarau stattfinden.

www.16tage.ch

Quelle: nzz.ch